Bücher Kostenlos Bildung als Provokation, by Konrad Paul Liessmann
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Bildung als Provokation, by Konrad Paul Liessmann
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Über den Autor und weitere Mitwirkende
Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor am Institut für Philosophie der Universität Wien, Essayist und Kulturpublizist. Neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt er 2003 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln und 2010 den Donauland-Sachbuchpreis. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter »Theorie der Unbildung« und »Geisterstunde«.
Produktinformation
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: Piper Taschenbuch (5. August 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3492236006
ISBN-13: 978-3492236003
Durchschnittliche Kundenbewertung:
3.8 von 5 Sternen
13 Kundenrezensionen
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Der Wert der Bildung und die Frage, was Bildung denn eigentlich sein kann, wird hier dargelegt. Natürlich auch der Verfall und die Veränderung, beginnend in den Schulen, den schlechten oder fehlenden Vorbildern, den Lehrplänen und last but no least den Politikern, die reihenweise vorführen, daß Bildung nicht von Nöten ist. Und daß auch das immer beschworene "lebenslange" Lernen eben nicht zur Bildung zwingend führt sondern bestenfalls zu Wissen
Zum ersten Mal lese ich, was ich schon lange denke:die tertiären Bildungsberufe werden durch die Digitalisierung "wegrationalisiert" (Juristen, Bankangestellte (Manager,...), Ärzte,...) und nicht die "einfachen" Berufe.Aber das wird natürlich nicht gerne gelesen/gehört.Sprachlich perfekt geschrieben.Für nur für wirkliche Bildungsinteressierte geeigenet.
Abgesehen davon, dass Liessmann verschiedenste Artikel (und nicht nur zum Thema Bildung) hier versammelt (allerdings oft stark überarbeitet) und einiges wiederholt von dem, was er früher schon ausführte, habe ich (Deutschlehrer seit über 30 Jahren!) das Buch mit Genuss (und Gewinn) gelesen, spricht er mir doch aus tiefster Seele: All jene, die Bildung mit "Kompetenz" gleichsetzen, betreiben Raubbau an selbiger und haben es zu verantworten, wenn Generationen von Kindern und Jugendlichen nur noch "kompetenzorientiert" denken, fühlen und handeln, aber keine Zusammenhänge mehr herstellen, geschweige denn das wenige Wissen und Können, das sie erworben haben, auf sich und die Gesellschaft beziehen können.All jene "Bildungsexperten" und "Bildungspolitiker", die Dinge wie Zentralmatura, Kompetenzorientierung und die neuen Leerpläne (!) verbrochen haben, sollten gezwungen werden, wenigstens eines von Liessmanns Büchern zu lesen und mit ihm darüber zu diskutieren. Da dies nicht der Fall sein wird, ist zu befürchten, dass unser Schulsystem endgültig zu Tode reformiert wird und Menschen unsere Schulen verlassen, die nicht selbstständig denken können. Aber vielleicht ist das politisch intendiert...Wem meine harsche Kritik an der Bildungspolitik überzogen erscheint, möge die Aufgabenstellungen der letzten Matura im Fach Deutsch lesen. Dann weiß er/sie, was ich meine. Und wird Liessmann in seiner Analyse und seinen Schlussfolgerungen nur recht geben können.
Bücher erfüllen manchmal einfach die Aufgabe, Leser in ihrem Glauben zu bestätigen. Vor allem, wenn dieser Glaube nicht mehrheitsfähig ist. Und weil das in meinem Falle zutrifft, habe ich auch Konrad Paul Liessmanns neustes Buch mit großem Genuss gelesen. Denn der österreichische Germanist, Historiker und Philosoph kämpft ebenfalls seit Jahren gegen den Irrglauben, mit Bildungsoffensiven lasse sich die Welt retten.Ausführlich, überzeugend und sogar unterhaltsam hat er dies bereits 2016 mit seiner Streitschrift „Geisterstunde: Die Praxis der Unbildung“ getan. Daher war ich gespannt, was er dem Bildungswahn ein Jahr später entgegenzusetzen hat. Um es vorwegzunehmen: Nicht viel Neues. Zumindest, was grundsätzliche Bedenken und Argumente betrifft. Doch das spricht keineswegs gegen die Lektüre. Im Gegenteil, indem er in Varianten wiederholt, was wirklich Sache ist und dies an neuen Beispielen belegt, verdichtet er ein Glaubensbekenntnis, das bei den Bildungspolitikern leider nur Abwehr auslöst.„Wer Bildung sagt, hat immer recht“, heißt es im Vorwort. Und welche Blüten das treibt, zeigt der durchaus ernst gemeinte Vorschlag eines Schweizer Parlamentariers, die Pflicht zur lebenslangen Weiterbildung in einem Gesetz zu verankern. Über einen solchen Schwachsinn könnte man ja sogar diskutieren, wenn damit ein Bildungsbegriff gemeint wäre, wie ihn Konrad Paul Liessmann und damit auch ich verstehe. Aber solange man Bildung nur als messbares, kompetenzorientiertes und wirtschaftlich nutzbares Wissen sieht, sind solche Initiativen natürlich obsolet.Der Titel dieses Buches erklärt sich schon im ersten Kapitel, in dem Liessmann über literarische Bildung spricht. Denn wer sich für heutzutage für eine klassische und humanistische Bildung stark macht, Gedichte mindestens ebenso wichtig wie SMS-Texte findet und Literatur als Begegnung mit dem eigenen Ich betrachtet, gilt als Provokateur. Oder als ewiggestrig, was in den Augen der Bildungsreformer dasselbe ist.Während es bis Seit 82 in erster Linie um die Klärung von Liessmanns Bildungsbegriff und dessen Widersacher geht, verändert sich die Optik im zweiten und dritten Teil. Denn in den folgenden Kapiteln bettet Liessmann verschiedene Aspekte menschlicher Bildung auch in folgende Themen ein: Europa, Ästhetik, Innovationen, Narzissmus und Selfies, Handwerk, Wissenschaft als Kunst, Abfall und sein Wert, Revolution und Grausamkeit , Rückkehr der Politik, Bürger und Partei, Grenzen, Intellektuelle und Denken sowie die Frage, ob wir eine neue Aufklärung brauchen.Da Konrad Paul Liessmann zur aussterbenden Spezies brillanter Intellektueller gehört, die eine spitze Feder elegant übers Papier führen können, sind auch die Beiträge im zweiten und dritten Teil lesenswert. Nur würde ich es begrüßen, wenn mich der Klappentexter darauf aufmerksam machen würde, dass ich es mit einem Sammelband bereits erschienener Texte zu tun habe. Denn erfahre ich dies unter der Überschrift „Drucknachweise“ erst auf Seite 236, könnte ich mich auch angeschmiert fühlen.Mein Fazit: Seit ich dem Autor vor Jahren zum ersten Mal persönlich begegnet bin, lese ich all seine Bücher. Denn ich bewundere, wie es Paul Konrad Liessmann gelingt, Streitschriften zu verfassen, die trotz ihre Schärfe und Klarheit sogar literarischen Ansprüchen genügen. Und wird man von einem brillanten Geist in den eigenen Ansichten bestätigt, hält man den Minderheitenstatus auch besser aus.
Im Laufe der Lektüre hat sich bei mir eine gewisse Ernüchterung eingestellt, denn meine anfängliche Begeisterung wich der Erkenntnis, dass es sich hierbei um eine klassische Bestätigungslektüre im philosophischen Kleid handelt. Die Analysen des Ist-Zustandes sind gut und interessant beschrieben und in Worte gefasst. Aber außer, dass beim Leser applaudierende Zustimmung ausgelöst wird, bewirkt das Buch nichts. Trotz Kritik an manchen Tendenzen und Strömungen kommt sonst nichts - keine Ideen für neue Wege, keine Lösungsansätze, keine Handlungsvorschläge. So klug die Worte sind und sie mir gefallen, aber nur zu beschreiben, was schlecht ist, war mir zuwenig - irgendwie Nörgeln auf hohem Niveau.
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