Sabtu, 18 November 2017

Download Unterwelt: Roman, by Don DeLillo

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Unterwelt: Roman, by Don DeLillo

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Während Eisenstein die Kräfte des Totalitarismus und des Stalinismus auf die Gesichter der russischen Völker dokumentierte, bietet DeLillo ein atemberaubendes, zuweilen überwältigendes Dokument der geeinten Gewalt des Kalten Krieges und der amerikanischen Kultur. Er verabschiedet sich dabei von der Sachlichkeit, indem er die Ereignisse und die Menschen wunderbar und zugleich schrecklich findet. Unterwelt beginnt mit einem sehr gefälligen Vorwort, das einem den Atem verschlägt -- der Schauplatz ist das Baseball-Meisterschaftsendspiel zwischen den Giants und den Dodgers im Jahre 1951. Geschrieben in einem Stil, den DeLillo "Super-Allwissenheit" nennt, nehmen die Sätze ihren Lauf, als der junge Cotter Martin die Sperre zur Pressetribüne überspringt, über die Radiowellen aufsteigt, hinaus auf das Spielfeld läuft, auf das Mal zuschlittert, um einen schnellen Ball abzufangen, in die Tribüne springt, in der J. Edgar Hoover zusammen mit einem betrunkenen Jackie Gleason und einem unwirschen Frank Sinatra sitzt, und dort von der zweiten Zündung einer Atombombe durch die Sowjetunion erfährt. Es ist ein völlig überwältigender literarischer Augenblick. In dem Moment, da Bobby Thomson den von Branca geworfenen Ball in Cotters ausgestreckte Hand schlägt -- der "Schuß, der in der ganzen Welt wahrgenommen wurde" -- und sich Jackie Gleason auf Sinatras Schuhe erbricht, werden die Ereignisse der nächsten Jahrzehnte in Gang gesetzt, alle miteinander verbunden durch den Baseball, der immer wieder den Besitzer wechselt. "Es fällt alles unauslöschlich in die Vergangenheit," schreibt DeLillo -- eine Vergangenheit, die er scharfsinnig, sorgfältig und in reizender Weise zurückruft und rekonstruiert. Ein plötzlicher Sprung vom Giants-Stadion in die Wüste von Nevada 1992 -- Nick Shay, der mittlerweile den Baseball besitzt, kommt wieder mit der Künstlerin Kara Sax zusammen. Sie hatten 40 Jahre zuvor eine kurze und wenig erfolgversprechende Liebesbeziehung, und es sind in erster Linie die Ereignisse, die Nebenwirkungen und die zufälligen Begegnungen ihrer Vergangenheit, durch die DeLillo das Erlebnis des Kalten Krieges filtert. Er glaubt, daß "globale Ereignisse die Art und Weise, wie wir leben, bis in die kleinsten Details verändern können", und als das Buch zurück ins Jahre 1951 schreitet, können wir im Laufe der folgenden etwa 800 Seiten genau sehen, wie diese Ereignisse unser Leben verändern. Dieser sich rückwärts bewegende Erzählstil erlaubt es dem Autor, den Abfall der Geschichte und der Popkultur beiseite zu räumen, bis die reinen Elemente der Geschichte übrigbleiben: die Bombe, Baseball und die Bronx. Im Nachwort, das genauso atemberaubend und überwältigend ist wie das Vorwort, spult DeLillo in eine nahe Zukunft vor, in der schonungsloser Kapitalismus, das Internet und ein neuer unterdrückter Glauben die Mischung aus Schrecken und Euphorie des Kalten Krieges ersetzt haben. Mit Bruchstücken und miteinander verflochtenen Geschichten -- darunter Geschichten von Straßenkillern, Künstlern, Prominenten, Gangstern, Nonnen und diversen anderen -- schafft DeLillo ein zerbrechliches Netz von miteinander verwobenen Erfahrungen, einen kommunalen Zeitgeist, der -- wunderbar herausgearbeitet -- die ganzen unschönen fünf Jahrzehnte amerikanischen Lebens umfaßt.

Pressestimmen

»Durch DeLilos virtuose Poesie wird Unterwelt zu einem monumentalen Werk, das zum Nachdenken anregt.« (Fluter 2013-05-13)»Atemberaubend schön in seiner großzügigen Menschlichkeit lokalisiert Unterwelt die wahre Kraft der Geschichte in jedem von uns.« (Seattle Times)»Bis jetzt DeLillos bewegendster Roman... ein blendendes und phosphoreszierendes Stück Kunst.« (New York Times)»Sätze wie Musik komponiert, hier ein symphonischer Klang, dort ein hartes Riff [...]. Unterwelt ist ein überwältigender Chorus, in dem jede Stimme auf ihre Weise nachhallt.« (Frankfurter Rundschau)»Das erweckt den Eindruck, da habe nach Joyce einer einen angemessenen Ausdruck für unser Jahrhundert gefunden und dafür, wie es unsere Wahrnehmung verändert hat.« (Süddeutsche Zeitung)

Alle Produktbeschreibungen

Produktinformation

Gebundene Ausgabe: 976 Seiten

Verlag: Kiepenheuer&Witsch; Auflage: 6. (2. Oktober 2006)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 9783462027365

ISBN-13: 978-3462027365

ASIN: 3462027360

Originaltitel: Underworld

Größe und/oder Gewicht:

14,9 x 5,8 x 22,2 cm

Durchschnittliche Kundenbewertung:

3.9 von 5 Sternen

16 Kundenrezensionen

Amazon Bestseller-Rang:

Nr. 334.968 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)

Ein Wunderwerk; eine Fundgrube; ein Kaleidoskop; Man soll das Buch langsam lesen; es gibt keine Eile. Es gibt keinen Anfang und kein (logisches) Ende.

Zehn Jahre lang stand das dicke Buch ungelesen in meinem Bücherschrank, und ich denke, dass es nicht wenigen Lesern so gegangen ist. Wahrscheinlich war ich sogar gut beraten, so lange mit der Lektüre zu warten, bis meine Geduld und Lesefähigkeit, mein Verständnis und meine Aufnahmebereitschaft den Ansprüchen dieses Buches wenigstens ansatzweise gerecht werden konnten. Womit eines schon angedeutet ist: Dieser Roman ist ein "Achttausender", eine Herausforderung, aber auch ein literarisches Highlight, der nicht mehr und nicht weniger beansprucht, als DER amerikanische Roman zu sein, der im besten Hegelschen Sinne seine eigene Zeit – die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts - als Kunstwerk zusammenfasst.Wie ist dieser Roman konstruiert? Erstens: konsequent, geradezu monumental episch! Er umfasst nicht nur ein halbes Jahrhundert, sondern tangiert auch alle wesentlichen Facetten der amerikanischen Gesellschaft: Kunst, Medien, die Atombombe und die moderne Waffentechnik, Umwelt, Müll, Drogen, Kapitalismus – und last not least Baseball – lauter Subsysteme der amerikanischen Wirklichkeit bilden aufwendig gestaltete Bühnen, auf denen eine überschaubare Gruppe von Menschen während einer Zeitspanne von zwei Generationen agiert – und zwar – zweitens - rückwirkend! Was sich möglicherweise vollkommen abgedreht abhört, funktioniert in „Underworld“ tatsächlich – wenn man unter „Funktionieren“ die Tatsache versteht, dass der Leser über Hunderte von Seiten bei der Stange bleibt und durch immer neue Wendungen überrascht, unterhalten und unaufdringlich belehrt wird. Nach einem langen Prolog, einem Baseballfinale aus dem Jahre 1951, in dem auch J.E. Hoover und Frank Sinatra anwesend sind, macht der Roman einen Sprung in das Jahr 1992, geht dann zurück auf die Achtziger Jahre, auf 1974 und schließlich auf die Sechziger und Fünfziger Jahre, bis er am Ende genau dort wieder ankommt, wo er begann. Dass dabei eine relativ überschaubare Gruppe von Figuren – Nick und Matt Shay, ihre Mutter, die Künstlerin Karin Sax und ihre Familie(n) – nicht nur Konturen gewinnen, sondern durch den Rückwärtsgang der Erzählung auch in ihrem Werdegang retentional dargestellt werden, ist literarisch ungemein unterhaltsam und mir so jedenfalls noch nicht untergekommen. Ergänzt wird diese aufwendige Romanarchitektur – drittens - immer wieder durch den breiten Einbezug zeitgeschichtlicher Wegmarken - etwa die Zündung der ersten Wasserstoffbombe durch die UdSSR im Jahre 1951, die Kubakrise von 1962 oder Nixons Rücktritt im Jahre 1974. Thematisch zusammengehalten wird das Riesenwerk – viertens - durch die Suche nach einem Baseball, der im Prolog von einem jungen Afroamerikaner nach einem wichtigen Finalspiel ergattert wird und nach dem Baseballfans aus allen Schichten der amerikanischen Gesellschaft in den folgenden Jahrzehnten suchen. Wobei am Ende sich jeder Leser selbst die Frage beantworten kann, was es mit diesem Baseball auf sich hat, bzw. wofür er steht-für das leere Zentrum einer sozialen Galaxis, für der Atomkern, dessen Spaltung die Welt vernichten wird, für das Konzentrat der Existenz - oder einfach nur für sich selbst, ein Baseball eben.Jeder Versuch, jenseits dieser Skizzierung das Werk in seinen unendlichen Verästelungen im Einzelnen zu beschreiben, ist vollkommen aussichtslos. Ich kann aber versichern, dass jeder, der sich diesem Roman stellt, die dickste Ladung „Amerika“ mitbekommt, die er je erhalten hat. Aus der Vielfalt dieser Impulse, Informationen und Zusammenhänge kann ich keinen als den Wichtigsten benennen. Nur eines hat sich mir in aller Klarheit erschlossen: dass alles und jedes auf einer untergründigen Ebene, eben der „Unterwelt“, miteinander zusammenhängt, ohne dass ich im Einzelnen sagen könnte, wie. Der Roman vermittelt also nicht in erster Linie abrufbare Einsichten sondern die Evidenz einer gesamtamerikanischen Ganzheit, deren Komplexität beunruhigt, wenn man sie auch noch nicht wirklich versteht – falls das überhaupt möglich sein sollte.

Mit dem berühmten «Schuss, der um die ganze Welt zu hören war» beginnt das Opus magnum des US-amerikanischen Schriftstellers Don DeLillo, der mit seinem umfangreichen Œuvre alle Jahre wieder auch als Kandidat für den Nobelpreis im Gespräch ist. Auf fast tausend Seiten breitet dieser üppige, postmoderne Roman mit dem Titel «Unterwelt» ein fulminantes Panorama der amerikanischen Gesellschaft vor dem Leser aus. Vom 3. Oktober 1951, dem Datum des legendären Baseballspiels zwischen den Giants und den Dodgers, in dem dieser gewaltige Schlag in die Zuschauerränge hinein das Spiel überraschend entschieden hatte, bis hin zum Jahre 1992 reicht die Erzählzeit dieses in epischer Breite erzählten Gesellschaftsromans, der die Spezifikationen einer «Great American Novel» sogar übertraf. Denn Don DeLillo hat das amerikanische Leben hier nicht nur wirklichkeitstreu und einfühlsam dargestellt entsprechend der einschlägigen Definition von William De Forrest, er hat es in popkultureller Weise narrativ ausgeweitet in Richtung Hyperrealismus.Der historische Ball dient als Leitmotiv, er taucht bis zum Schluss immer wieder mal auf in diesem vielstimmigen Erzählreigen und landet auf verschlungenen Wegen am Ende bei Nick Shay, einem der Protagonisten. Zudem stellt der Ball assoziativ die Brücke dar zu einem weiteren Grundmotiv, denn der Kern einer Atombombe hat den gleichen Durchmesser wie der Ball. Aber dass einen Tag nach dem berühmten Ballschlag von der UDSSR ein Atombombentest durchgeführt wurde, bleibt da fast schon eine Marginalie. «Ich glaube, ich habe versucht, die Unterwelt des Kalten Krieges zu erzählen» hat der Autor angemerkt. Ein weiteres, sich wiederholendes Motiv ist der Müll, Nick ist Manager eines Unternehmens der Müllverwertung. Die Straßen der Bronx wiederum, dem berüchtigten Stadtteil von New York, in dem der italienischstämmige Autor aufgewachsen ist, ersticken regelrecht im allgegenwärtigen Abfall, der dort scheinbar niemandem auffällt, geschweige denn stört. Nicks ehemalige Geliebte, die Künstlerin Klara Sax, bemalt Militärschrott, ausgemusterte und in der Wüste abgestellte B-52 Bomber der US Air Force, und auch die Probleme des Atommülls werden in einem Kapitel thematisiert, in Kasachstan besichtigt Nick eine Anlage zur Vernichtung radioaktiven Abfalls.Das Prekariat nimmt einen breiten Raum ein in diesem Gesellschafts-Panorama, zu dessen handelnden Figuren Penner, Drogendealer, Nutten, Graffitisprayer oder Autodiebe zählen, aber auch ein ganzes Panoptikum von Personen aus dem Mittelstand. Sogar einige Prominente aus Politik und Showbusiness geben ein kurzes Gastspiel wie der FBI-Direktor John Edgar Hoover oder der berühmte Filmschauspieler Frank Sinatra mit seinen unrühmlichen Mafiakontakten. Der in sechs Teile mit jeweils mehreren Unterkapiteln sowie einem Prolog und Epilog gegliederte Roman vom American Way of Life lässt kaum eine soziologische Thematik aus, Ehe, Fremdgehen, Klosterleben, skrupelloser Kapitalismus, Konsumfetischismus, Medienterror, Pubertätsnöte, Vater-Sohn-Problematik und anderes mehr. Immer wieder mal wird das traumatische Bild vom ohne Abschied spurlos verschwundenen Vater in dem prägnanten Satz zynisch heraufbeschworen: «Vater ging Zigaretten holen». Geradezu bedrückend ist auch die Passage, in der sich ein bekannter Komiker peinlich unbedarft über die Kubakrise auslässt.Don DeLillo verknüpft die vielen Motive seiner Amerika-Saga aus der Epoche des Kalten Krieges kunstvoll miteinander, er leuchtet in einer journalistisch knappen Sprache mit realitätsnahen Dialogen deren unzählige Facetten aus, wobei sich auktoriale und personale Erzählperspektive abwechseln. Das liest sich angenehm leicht, ist unterhaltend und kontemplativ anregend, wobei er weitsichtig den Cyberspace mit einbezieht, die neue Welt künstlicher Intelligenz, die er ebenso skeptisch wie ironisch vorausdeutet. Die Lektüre dieses dem literarischen Kanon zugerechneten Romans lohnt sich also in jeder Hinsicht.

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